Dr. Gerd Heuschmann und Bent Branderup in Ober-Ostern

Zum dritten Mal machte ich mich am vergangenen Wochenende auf den Weg, ein Bent Branderup Seminar zu besuchen. Anlass war das erstmalige Treffen von Dr. Gerd Heuschmann und Bent Branderup, welches in Ober-Ostern im Odenwald stattfand und von Branderup-Schülerin Corinna Schubert organisiert wurde.

Dr. Heuschmann, Tierzart und Autor des Buches „Finger in der Wunde“ reist unermüdlich durchs Land (und ist inzwischen auch international unterwegs), um Vorträge über Biomechanik und die Missstände im Dressursport zu halten. Ich hatte im Frühjahr bereits ein Seminar mit Dr. Heuschmann besucht und wusste auch, dass der derzeit bemüht ist, Vertreter der Dressurliebhaber jenseits des Sports zu treffen (z..B. fand ein Treffen mit Philippe Karl statt). Mir war klar, dass Bent Branderup und Dr. Heuschmann in der Sache nicht weit auseinander liegen würden. Aber alleine schon die zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, welche sich beide leidenschaftlich und mit viel Energie für das Wohl der Pferde einsetzen, versprachen einen spannenden, interessanten und informativen Abend.

Dr. Heuschmann begann den Abend mit einem Vortrag über Biomechanik und die Auswirkungen von Rollkur, Schlaufzügeln usw. Seine Erklärungen zur Biomechanik waren interessant und nachvollziehbar. Er begründete seine Ansichten stets aus dem medizinischen Blickwinkel aber immer verständlich für die Zuhörer. Seine Worte gegen die Sportreiterei sind mehr als deutlich, Videoaufzeichnungen vom Abreitplatz der Weltreiterspiele in Aachen machten sprachlos, man wollte nicht mehr hinschauen. Die Aufklärungsarbeit von Dr. Heuschmann ist enorm wichtig und unbedingt notwendig. Er möchte Bewusstsein für pferdegerechtes Reiten – und solches das es nicht ist – schaffen und das Auge des Publikums schulen um etwas zu erreichen. Das Publikum, welches zu diesem Vortragsabend kam musste nicht von den Mißständen überzeugt werden.

Bent Branderups Ansatz ist ein anderer. Er möchte gutes, pferdegerechtes Reiten zeigen und lehren, Positives Beitragen zur Diskussion. Es ist nicht sein Ding mit dem Finger auf andere zu zeigen. Jede Disziplin, so betont Bent Branderup, sei es die Dressur, das Springen, Westernreiten, Gangpferdereiten oder sonst eine Reitlehre sollte ihre eigenen Mißstände bekämpfen und um pferdegerechtes Arbeiten bemüht sein. Es sei egal, nach welche Reitlehre man nicht reiten kann. In seinem Vortrag berichtete er über seine aktuelle Studie mit Hochgeschwindigkeitskameras zum Thema Takt und Gangreinheit und zeigte hierzu Filmaufnahmen in verschiedenen Gangarten und Bildgeschwindigkeiten. Sein Vortrag war ebenfalls sehr interessant und informativ.

Der dritte Teil des Abends bestand aus einer Diskussions- und Fragerunde. Hier hatten auch die zahlreichen Zuhörer Gelegenheit Fragen an die beiden Referenten zu stellen oder ihre Meinung zu vertreten. Zu größeren Diskussionen oder Meinungsverschiedenheiten kam es hierbei nicht, weder zwischen den Referenten noch unter den Zuhörern.

Als Tierarzt ist Dr. Heuschmann der Richtige um Mißstände aufzuzeigen und dies medizinisch fundiert zu begründen. Als Ausbilder ist Bent Branderup mit seinem enormen Wissen und Können der Richtige zu zeigen, dass es anders geht. Beide leisten so Ihren Beitrag zum Wohl der Pferde.

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